Die Landeszentrale für politische Bildung M-V präsentiert am kommenden Samstag mit dem Verein Politische Memoriale M-V (Herausgeber) und dem Verein Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim e. V. die überarbeitete Neuauflage der Broschüre.
Der Historiker Dr. Björn Kooger konnte eine Reihe neuer Quellen zum Räumungstransport aus dem KZ Beendorf auswerten. Darunter sind vor allem Erinnerungsberichte von Überlebenden dieses Transportes aus Frankreich, Polen und den Niederlanden. Diese Berichte wurden zum Teil in den letzten Jahren online gestellt oder bei Recherchen in verschiedenen Archiven gefunden.
Neue Erkenntnisse sind z. B., dass der Zug mit mehr als 3000 Frauen nach dem Aufenthalt in Sülstorf über Wöbbelin/Ludwigslust weiter fuhr und erst am 21.April 1945 in Hamburg-Eidelstedt eintraf. Die Frauen wurden dann auf die vier Hamburger Außenlager des KZ Neuengamme Eidelstedt, Langenhorn/Ochsenzoll, Sasel und Wandsbek verteilt. Bei der Deportation und in den Außenlagern kamen weitere Menschen ums Leben. Mehr als 1300 männliche Häftlinge aus dem Zug wurden am Abend des 15. April 1945 in das KZ Wöbbelin gebracht , nachdem die Entscheidung gefällt worden war, das noch nicht fertig gestellte Steinbarackenlager als Auffanglager für Räumungstransporte aus anderen Konzentrationslagern zu nutzen.
Zum historischen Hintergrund
Auf dem Nebengleis des Bahnhofes Sülstorf stand vom 13. bis zum 15. April 1945 ein Zug mit 3.000 weiblichen und 1.350 männlichen Häftlingen. Es war der Räumungstransport aus dem KZ Beendorf bei Helmstedt, einem Außenlager des KZ Neuengamme. Die Männer kamen am 15. April 1945 in das KZ-Außenlager Wöbbelin, die Frauen wurden mit dem Zug bis zum 21. April 1945 weiter in die Hamburger Außenlager des KZ Neuengamme Eidelstedt, Sasel, Langenhorn/Ochsenzoll und Wandsbek deportiert.
Mehr als 300 Häftlinge dieses Transportes vieler Nationen und Konfessionen, in der Mehrheit ungarische Jüdinnen, kamen in den drei Tagen in Sülstorf aufgrund von Mangelernährung und Misshandlungen ums Leben. Nach der Entdeckung und Öffnung mehrerer Massengräber 1947 erfolgte die Umbettung von 53 weiblichen Opfern in Einzelgräber. Der Ehrenfriedhof wurde 1951 zu einer Gedenkstätte umgestaltet. Die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg ließ einen Gedenkstein aus Granit setzen.