Links: Barbara Piotrowska, rechts Urszula Spinkiewicz zu Gast bei der Internationalen Begegnung der Generationen in den MuG Wöbbelin, Foto: Wladimir Jankelewitsch

Links: Barbara Piotrowska, rechts Urszula Spinkiewicz zu Gast bei der Internationalen Begegnung der Generationen in den MuG Wöbbelin, Foto: Wladimir Jankelewitsch

Eröffnung in Anwesenheit von Zeitzeuginnen aus Polen
Die Sonderausstellung „Deportiert ins KZ Neuengamme“- des Vereins Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim e. V. mit der Stadt Ludwigslust wird am Dienstag, dem 05. September 2017, in Anwesenheit von Urszula Spinkiewicz und Barbara Piotrowska aus Warschau eröffnet. Beide werden bei der Eröffnung um 17 Uhr im Lichthof des Rathauses in Ludwigslust über ihre Familiengeschichte sprechen. Ihre Väter, Jan Derengowski und Antoni Stachowcz, wurden im KZ Neuengamme ermordet. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands wurden sie im Sommer 1944 wie Tausende Polinnen und Polen in das KZ Neuengamme und andere Konzentrationslager deportiert. Die Wanderausstellung wurde von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Kuratorin: Katja Hertz-Eichenrode) erarbeitet und erstmals im Rahmen der jährlichen „Tage des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ im Januar 2015 im Hamburger Rathaus gezeigt.

Historischer Hintergrund

Im Zweiten Weltkrieg führten Wehrmacht, SS und Polizei als bewaffnete Organe der deutschen Besatzungsmacht in den besetzten Ländern Europas nach angeblichen oder tatsächlichen Anschlägen und anderen Widerstandsaktionen vielerorts „Vergeltungsmaßnahmen“ durch: Massenerschießungen, das Niederbrennen von Ortschaften und die Deportation von Teilen der Bevölkerung. Als Opfer solcher „Strafaktionen“ wurden im Sommer und Herbst 1944 auch mehrere Hundert Männer aus Meensel-Kiezegem in Belgien, aus Putten in den Niederlanden, aus Murat in Frankreich in das KZ Neuengamme deportiert. Die Ausstellung stellt die in Deutschland weitgehend unbekannten Ereignisse an diesen Orten vor und dokumentiert damit exemplarisch die Verbrechen von Wehrmacht, SS und Polizei in den besetzten Ländern. Sie zeigt auch, wie 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in den betroffenen Ländern, in den Orten, in den Familien und in der KZ-Gedenkstätte an die Geschehnisse erinnert wird. Da einige der KZ-Häftlinge 1945 auch in das KZ -Auffanglager Wöbbelin kamen, wird diese Ausstellung jetzt im September und Oktober 2017 im Rathaus Ludwigslust gezeigt. Nach der Befreiung starben noch über 180 Männer aus den Niederlanden, Frankreich und Polen an den Folgen der extremen Haftbedingungen in den Lazaretten und Krankenhäusern in Ludwigslust. Sie wurden im Mai bis Juli 1945 auf dem Ludwigsluster Stadtfriedhof in Massengräbern beerdigt.

Begleitprogramm:

Eröffnung/Zeitzeugengespräche

Bereits am 05. September 2017 findet im Anschluss an die Eröffnung ein Zeitzeugengespräch mit den beiden Töchtern der KZ Opfer Antoni Stachowicz und Jan Derengowski, Frau Barbara Piotrowska(1935*), sie ist Überlebende des KZ Ravensbrück, und Urszula Spinkiewicz(1940*) statt. Urszula Spinkiewicz wurde mit vier Jahren bei den Kämpfen in Warschau angeschossen und hat erst vor 20 Jahren erfahren, dass ihr Vater im KZ Neuengamme umgekommen ist. Viele Jahre begleitete sie Janusz Kahl, den Überlebenden der KZ Neuengamme und KZ Wöbbelin, zu den Gedenkveranstaltungen. Eine Ausstellungstafel informiert ebenfalls über den Überlebenden Janusz Kahl.

Führungen

Weiterhin werden kostenlose Führungen durch die Sonderausstellung angeboten, Termine können in den Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin vereinbart werden: info@gedenkstaetten-woebbelin.de