Ziel der diesjährigen Tagung zur Regionalgeschichte am 22. Juni 2018 war es, historisch Interessierten insbesondere aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim vorzustellen. Unser Landkreis ist ein Landkreis mit Raum für Zukunft. Die Zukunft kann aber nur der gestalten, der die Gegenwart bewusst erlebt und der seine Vergangenheit kennt. Gerade Geschichte wird erfahrbar und begreifbarer, wenn es sich um Regionalgeschichte handelt.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Tagung zur Regionalgeschichte stand das Thema Zwangsarbeit. Bis zu 20 Millionen Menschen aus ganz Europa mussten Zwangsarbeit im Deutschen Reich oder in den besetzten Ländern leisten. Tausende KZ-Häftlinge und andere Gruppen waren schon in der Vorkriegszeit zur Zwangsarbeit in den Lagern, in Kommunen und Privatbetrieben eingesetzt worden. In öffentlichen Diskussionen fungiert der Begriff der NS-Zwangsarbeit allgemein als Sammelbegriff für unfreie Arbeit im Nationalsozialismus.
Frau Dr. Andrea Genest vom Dokumentationszentraum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide hat in ihrem einleitenden Vortrag den zentralen Fragen nach den Voraussetzungen, Strukturen und Akteuren von Zwangsarbeit sowie den verschiedenen Gruppen und dem Alltag der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen im Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 dargestellt. Im Anschluss daran richtete Ramona Ramsenthaler, Leiterin der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin, den Blick nach Mecklenburg und gab einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand der letzten15 Jahre. Zwangsarbeit fand auch in Mecklenburg in jedem Dorf, in jeder Stadt, in der Landwirtschaft und in den Rüstungsbetrieben, in allen Bereichen der Wirtschaft und auch im Dienstleistungssektor statt. In mehreren Vorträgen wurden deshalb auch regionale Forschungsergebnisse zur Thematik vorgestellt.
Die Geschichtswerkstatt Rostock e. V. unterstützte die Tagung mit der Wanderausstellung „Zwangsarbeit im Ostseeraum 1939-1945″, die von Schüler/innen aus Wismar, Rostock, Barth und Schwerin erarbeitet worden war. Außerdem wurden parallel Projektarbeiten und Wandzeitungen von Schüler/innen der Regionalschulen Malliß und Picher gezeigt. An der Regionalen Schule Malliß erfolgte seit 2008 in Kooperation mit dem Verein Politische Memoriale Forschungen zum „Polenfriedhof“ in Conow. Im Ergebnis der Untersuchungen stellte sich heraus, dass auf diesem Friedhof im Wald nicht nur polnische sondern auch ukrainische und russische Zwangsarbeiter beerdigt worden waren.
Nach der letzten Tagung Regionalgeschichte im Juni 2016 war eine Forschungsgruppe Regionalgeschichte ins Leben rufen worden, die sich seitdem mehrfach in den Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin getroffen hat. Es ist erfreulich, dass auch drei Vorträge von Vertretern dieser Arbeitsgruppe gehalten wurden, u. a. zur Zwangsarbeit in der Muna Luft V II/11 Rastow- Pulverhof.