Regionale Schule Stralendorf

Überlebende aus Polen und Schüler aus Stralendorf

Überlebende aus Polen und Schüler aus Stralendorf

Seit September 2008 befasst sich eine Schülergruppe an der Regionalen Schule Stralendorf unter Leitung der Geschichtslehrerin Karin Kinner mit dem Schicksal von ehemaligen Häftlingen und Teilnehmerinnen des Todesmarsches von Sachsenhausen nach Wöbbelin. Die Jugendlichen haben Schautafeln gestaltet, auf denen sie das Schicksal der Deportierten darstellen.

Höhepunkte dieses Projektes waren ein „Treffen der Generationen“ mit Überlebenden aus Polen am 29.4.2009 und eine gemeinsame Fahrt zum Konzentrationslager Ravensbrück am 30.4.2009.

Für die Delegation aus Polen ist es sehr wichtig, dass sich die Jugend in Deutschland mit der Geschichte Ihres Landes und ihrer Region auseinander setzt.

Die Jüngste war 14 Jahre alt…

Zu den Gedenkveranstaltungen anlässlich des 64. Jahrestages der Befreiung durch die 82. US-Luftlandedivision hatten der Verein Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust und der Förderverein der Mahn- und Gedenkstätten eingeladen. Obwohl das KZ Wöbbelin ein reines Männerlager war, gehörten zu den Ehrengästen auch Frauen. Es sind Überlebende aus Polen, vornehmlich aus Warschau, die am 2. Mai 1945 in Wöbbelin befreit wurden.

Sklavenarbeit für den Bosch Konzern

Die weiblichen Häftlinge des Todesmarsches des KZ Sachsenhausen wurden im August 1944 in Warschau verhaftet und zuerst in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Von dort kamen sie Mitte September zum Arbeitseinsatz nach Kleinmachnow, einem Außenkommando des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Die Dreilinden Maschinenbau GmbH war eine Tochter des Bosch-Konzerns, in der Zubehör für Flugzeugmotoren für die deutsche Luftwaffe produziert wurde. Seit Herbst 1944 arbeiteten dort auch 760 weibliche KZ-Häftlinge, die fast alle aus Polen verschleppt worden waren.

„Die Fabrik stand in einem Kiefernwald, die Baumwipfel verdeckten die niedrige Halle“, berichtet Teresa Lassota in einem Interview 2001. „ Untergebracht wurden wir in einem unterirdischen, fensterlosen Teil des Betriebes. Man teilte uns Plätze auf metallenen Pritschen mit Strohsäcken zu, die mit Papierschnipseln gefüllt waren, jede bekam eine Decke, eine Schüssel und einen Löffel mit der Aufschrift Dreilinden Maschinenbau. In jedem Raum befanden sich etwa dreißig Frauen. Ich arbeitete in der Gruppe 32 bei der Montage von Kollektoren, in Schichten von je zwölf Stunden. Ich musste schwere Kisten heben. Für ein vierzehnjähriges Kind war das nicht einfach.“

Im April rückt die Front immer näher, die SS räumt die Lager.

Zwischenstation Sachsenhausen

„Eines Tages“, so Marianna Janowska in ihren Erinnerungen, „hat man begonnen, die Maschinen wegzubringen. In meiner Schicht sind Leute erschienen und haben Kisten mit Holzspänen gebracht. […] Ich weiß nicht mehr, wie wir die Fabrik verlassen haben. Ich erinnere mich nur an einen großen Bahnhof. Und dass uns die Leute nachgeschaut haben, weil wir wie Gespenster aussahen. […] In Sachsenhausen hat man uns dann in Baracken untergebracht, die voller Leichen waren. Dort haben wir eine Nacht verbracht und am nächsten Tag das Lager verlassen.

Der Todesmarsch nach Wöbbelin

Der Lagerkommandant hat sich aus unserer Kolonne zehn Frauen ausgesucht, meine Schwester und ich waren auch dabei. Wir wussten nicht, was er mit uns vorhatte. Wir haben gedacht, dass das für uns das Ende sei. Aber dann hat sich herausgestellt, dass wir den Wagen mit den Sachen des Kommandanten ziehen sollten. Seine Frau war hochschwanger, sie hatten noch einen kleinen Jungen. Beide saßen auf dem überfüllten Wagen und der Kleine hat auf uns gespuckt […] Ich weiß nicht mehr, wie lange dieser Marsch gedauert hat. Regenschauer, Schneestürme und diese Gespenster, die den Wagen geschoben haben. Heute denke ich, es war ein Traum. Am Tag der Befreiung war ich schwer krank. Ich habe sechsundzwanzig Kilo gewogen und hatte vierzig Grad Fieber.“