Das Auffanglager
Als die Alliierten in Deutschland immer weiter vorrückten, wurde das Lager ab Mitte April 1945 zum Auffanglager für Räumungstransporte aus verschiedenen Außenlagern des KZ Neuengamme. Zwischen dem 13. und 26. April 1945 trafen fünf Transporte mit mehr als 4000 Häftlingen ein. Da das kleine Lager „Reiherhorst“ überfüllt war, fiel am 15. April 1945 die Entscheidung, dass noch nicht fertig gestellte Steinbarackenlager zur Unterbringung dieser Räumungstransporte aus den Außenlagern Schandelah, Fallersleben, Beendorf bei Helmstedt und Kaltenkirchen zu verwenden. Der letzte Zug traf am 26. April 1945 aus dem KZ Ravensbrück ein, die meisten der jüdischen Häftlinge dieses letzten Transportes waren erst im April 1945 aus anderen Lagern (Mittelbau-Dora, Braunschweig-Schillstraße, Sachsenhausen) nach Ravensbrück deportiert worden.

Foto: USHMM
Tagelang waren die Menschen in den Transporten unterwegs, teilweise ohne ausreichende Kleidung und Versorgung. Viele Häftlinge waren unterernährt und traumatisiert. In dem Lager Wöbbelin trafen sie auf katastrophale Zustände. Die Baracken hatten teilweise noch keine Fußböden und kein Fensterglas, die Bettgestelle bestanden aus roh behauenen Holzstämmen, im Lager existierte nur eine Wasserpumpe für alle Häftlinge. Die Waschbaracke konnte nicht genutzt werden, weil kein Wasseranschluss verlegt war. Als immer mehr Häftlinge starben, wurden die Leichen bis zu ihrem Abtransport dort unwürdig „gestapelt“. Krankheiten breiteten sich ungehindert aus.

Foto: USHMM
Als Wöbbelin zum Auffanglager wurde, übernahm SS-Obersturmbannführer Paul Werner Hoppe, zuvor Kommandant des KZ Stutthof, am 20. April 1945 das Kommando in Wöbbelin. Von den fast 5000 Häftlingen aus mehr als 20 Nationen starben innerhalb von zehn Wochen über 800 Menschen an den Folgen der extremen Haftbedingungen und aufgrund von Hunger, Kälte und Krankheiten.