Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin

Denkmal für die Opfer der "Todesmärsche im April 1945" von Jo Jastram

Denkmal für die Opfer der „Todesmärsche im April 1945“ von Jo Jastram

Widersprüche deutscher Geschichte werden selten so deutlich wie in den Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin. In dem Museum gibt es zum einen eine Ausstellung für Theodor Körner, der 1813 in den „Befreiungskriegen“ gegen Napoleon in der Nähe von Gadebusch gestorben und in Wöbbelin bestattet worden ist. Sein Vater setzte ihm 1814 ein Denkmal mit „Leyer und Schwert“, das ihn als „Sänger und Held“ stilisierte. 1938 wurden für Theodor Körner ein Museum und ein „Heldenhain“ geschaffen.

Auf Befehl der amerikanischen Truppen wurde hier im Mai 1945 ein Teil der Opfer des nahe gelegenen Außenlagers des Konzentrationslagers Hamburg- Neuengamme bestattet. Daher gibt es zum anderen seit 1965 eine Ausstellung über dieses Konzentrationslager bei Wöbbelin.

In der angrenzenden Parkanlage befindet sich neben den Gräbern Theodor Körners und seiner Familie der Begräbnisplatz für mehr als 160 Opfer des KZ Wöbbelin. Das Sandsteinrelief für die Opfer der „Todesmärsche im April 1945“ wurde von Jo Jastram 1960 geschaffen.

Die Parkanlage mit den Grabstätten ist frei zugänglich.

KZ–Gedenkstätte Wöbbelin, ehemaliges Lagergelände

Gedenkplatz mit den Namen der Opfer des KZ Wöbbelin

Gedenkplatz mit den Namen der Opfer des KZ Wöbbelin

Das ehemalige Gelände des Außenlagers des KZs Neuengamme bei Hamburg befindet sich ca. drei Kilometer von Wöbbelin entfernt an der L 072 in Richtung Ludwigslust. Das Konzentrationslager wurde erst im Frühjahr 1945 errichtet und existierte nur 10 Wochen. Ab Februar 1945 sollten Häftlinge aus Neuengamme ein Kriegsgefangenenlager errichten. Als die Alliierten Deutschland besetzten, wurde Wöbbelin Mitte April zum Auffanglager für 5 weitere Transporte aus anderen Konzentrationslagern. Von den ca. 5000 Häftlingen aus 20 Nationen kamen mehr als 1000 an den Folgen von Misshandlung, Erschöpfung und Hunger ums Leben. 2005 wurde nahe der Straße der Gedenkplatz aus schwarzen Klinkern neu gestaltet. Die Fläche wird von Rissen unterbrochen, die wie Wunden wirken. An den Rändern tragen die angrenzenden Steine 783 Namen und 43 Nummern von Opfern. Ein Rundweg, der von Informationstafeln und aus Abrisssteinen gemauerten Skulpturen gesäumt wird, führt durch das ehemalige Lagergelände.

Die Gedenkstätte ist frei zugänglich.

Gedenkstätte Neu Lüblower Wald

Gedenktafel im Neu Lüblower Wald

Gedenktafel im Neu Lüblower Wald

Im Neu Lüblower Wald nahe der Eisenbahnlinie Schwerin- Ludwigslust befinden sich Massengräber. Vom 24. März bis Ende April 1945 wurden die Toten des KZ Wöbbelin durch Häftlinge des „Leichenkommandos“ dort beerdigt. Ein Gedenkstein mit der Inschrift „Massengräber des KZ Wöbbelin – Die Toten mahnen“ wurde 1965 aufgestellt.

Durch eine Sondierung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Jahr 2003 wurde die Zahl von ungefähr 140 Toten festgestellt. Über die Geschichte des Lagers bis zur Befreiung am 2. Mai 1945 informiert die Ausstellung „Zehn Wochen KZ- Außenlager Wöbbelin“ in den Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin.

An der Strasse (B 106) Richtung Ludwigslust, Abzweig Neu Lüblow, weist ein Schild auf diese Gedenkstätte hin.

Die Gedenkstätte ist frei zugänglich.

Gedenkstätte am Bassin, Ludwigslust

Gedenkstätte Am Bassin in Ludwigslust

Gedenkstätte Am Bassin in Ludwigslust

Die Gedenkstätte befindet sich in der Sichtachse zwischen Schloss und Stadtkirche hinter dem Bassin. 200 Opfer des Außenlagers Wöbbelin des KZ Neuengamme wurden hier am 07. Mai 1945 auf Anordnung der amerikanischen Militärbehörden ehrenvoll in Einzelgräbern bestattet. An der Beisetzung mussten die Bevölkerung der Stadt Ludwigslust und der Umgebung sowie gefangene Soldaten und Offiziere der deutschen Wehrmacht teilnehmen.

Im Jahre 1951 wurde zu Ehren der Opfer des Naziregimes ein Denkmal aus Sandstein mit einem umlaufenden Relief errichtet. Entworfen wurde dieser Kubus von dem Ludwigsluster Grafiker und Maler Herbert Bartholomäus. Das Gräberfeld wurde mehrfach umgestaltet. Anlässlich des 55. Jahrestages der Befreiung des KZ-Außenlagers Wöbbelin wurde die Gedenkstätte auf Initiative des Ludwigsluster Ehrenbürgers Leonard Linton, ehemaliger Angehöriger der 82. US-Luftlandedivision, neu gestaltet und erhielt 200 Grabplatten, wovon 51 mit einem Davidstern und 149 mit einem Kreuz versehen wurden. Zwei Tafeln in deutscher und englischer Sprache informieren über die Entstehungsgeschichte der Anlage.

Gedenkstätte Schwurhand

Klinkeranlage auf dem Ehrenfriedhof in Ludwigslust

Klinkeranlage auf dem Ehrenfriedhof in Ludwigslust

In mehreren Massengräbern liegen 72 bekannte und 117 unbekannte Häftlinge aus 11 Nationen des Konzentrationslagers Wöbbelin. Sie starben nach der Befreiung im Mai und Juni 1945 an den Folgen der unmenschlichen Lagerhaft. Zum Gedenken schuf der Künstler Herbert Bartholomäus 1965 das Denkmal die „Schwurhand“. Für die italienischen Häftlinge stellte die Republik Italien einen schwarzen Granitstein zur Erinnerung auf. Eine Grabplatte, die die Stadt Ludwigslust im Mai 2006 anfertigen ließ, erinnert an alle Opfer.

Elbbergmuseum Boizenburg

Gedenktafeln am ehemaligen Küchenkeller des KZ-Außenlagers

Gedenktafeln am ehemaligen Küchenkeller des KZ-Außenlagers

Am westlichen Stadtrand von Boizenburg/Elbe unweit des Ortsteils Vier gelegen, beherbergt die Außenstelle des Heimatmuseums zwei Ausstellungen zur deutschen Zeitgeschichte. Sowohl aus dem nationalsozialistischen Deutschland als auch aus der DDR haben sich an diesem Standort bauliche Zeugnisse erhalten, deren historischer Kontext eine erinnernde Wahrnehmung erfordert.

Es handelt sich um den Küchenkeller des Außenlagers Boizenburg des KZ Neuengamme und um den 1973 errichteten Transitvorkontrollposten an der ehemaligen Grenze durch Deutschland. Beide sind nur durch die Ausfallstraße getrennt.

Das KZ-Außenlager wurde im Sommer 1944 errichtet. Aus dem Vernichtungslager Auschwitz brachte man 400 ungarische Jüdinnen hierher, die unter unmenschlichen Bedingungen in der Rüstungsproduktion der benachbarten Elbewerft zur Arbeit gezwungen wurden. An das erschütternde Schicksal dieser Frauen erinnern die Dokumentation im ehemaligen Küchenkeller des Lagers und ein 100 m stadteinwärts befindlicher Gedenkstein.

In der Ausstellung zur Geschichte der innerdeutschen Grenze stehen lokale Ereignisse im Mittelpunkt, die verbunden werden mit allgemeinen Informationen zum DDR-Grenzregime. Schwerpunkte dieser Präsentation sind der Alltag der Grenzbevölkerung, der Transitverkehr auf der Fernverkehrsstraße 5 und der so genannte „Fall Gartenschläger“. In einer Toninstallation äußern sich Zeitzeugen zum Leben im Sperrgebiet, zu Flucht und Zwangsaussiedlung.

Gedenkstätte Hagenow

Gedenkstein auf dem Ehrenfriedhof in Hagenow

Gedenkstein auf dem Ehrenfriedhof in Hagenow

Auf der westlichen Seite der Parkstraße befindet sich der Ehrenfriedhof für Häftlinge aus dem KZ Wöbbelin. Am 8. Mai 1945 wurden hier unter Aufsicht amerikanischer Soldaten im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes und unter Teilnahmepflicht der Einwohner Hagenows 144 Opfer, vor allem aus Russland, Polen, Tschechoslowakei, Belgien Frankreich, Italien, Holland und Deutschland, beigesetzt.

Im Jahre 1979 wurde in der Anlage für die jüdischen Opfer ein Gedenkstein gesetzt.

Die Stadt Hagenow errichtete 1992 ein hölzernes Portal „Ehrenfriedhof“ zu dieser Gedenkstätte.

Auf der östlichen Seite der Parkstraße befindet sich der sowjetische Ehrenfriedhof. Er wurde 1948 angelegt und im September 1977 neu gestaltet. Hier wurden 125 verstorbene sowjetische Soldaten und Zwangsarbeiter beigesetzt. Auch Opfer aus Gräbern aus dem Kreisgebiet wurden hierher umgebettet.

Die Bundesrepublik Deutschland finanziert die Restaurierung dieser Gedenkstätte im Rahmen von internationalen Abkommen.

Beide Gedenkstätten sind frei zugänglich.

Alte Synagoge

Gelände der ehemaligen Synagoge

Gelände der ehemaligen Synagoge

In der Stadt Hagenow befindet sich eines der wenigen noch erhaltenen Zeugnisse mecklenburgischer jüdischer Gemeindekultur. Es handelt sich um die ehemalige Synagoge mit den dazu gehörenden Nebengebäuden in der Hagenstraße 48. Im Jahr 2001 erwarb die Stadt Hagenow den seit 1982 denkmalgeschützten Synagogenkomplex. In den letzten Jahren entstand ein pädagogisch-kulturelles Forschungs- und Informationszentrum. Es ist ein Ort des Erinnerns, Erlebens, der Forschung und der Lehre, der nachhaltig einen bedeutsamen Teil der mecklenburgischen Kulturgeschichte präsentiert.

Gedenkstätte Sülstorf

Gedenkstätte Sülstorf

Gedenkstätte Sülstorf

Ein Zug mit fast 4500 Häftlingen aus vielen Ländern Europas, darunter eine größere Zahl von Jüdinnen, wurde vom 13. bis zum 15. April 1945 auf einem Nebengleis des Bahnhofes Sülstorf abgestellt. Der Räumungstransport vom Außenlager Beendorf (bei Magdeburg) des KZ Neuengamme führte über Marienborn, Magdeburg, Stendal, Wittenberge, Ludwigslust Richtung Norden. Mehrere hundert Häftlinge starben während dieser Fahrt und wurden entlang der Bahndämme verscharrt. Die Männer kamen in das Außenlager Wöbbelin bei Ludwigslust. Die Frauen wurden bis nach Hamburg – Sasel gebracht. 1947 wurde ein Ehrenfriedhof in der Nähe des Sülstorfer Bahnhofes eingeweiht, der 1951 zu einer Gedenkstätte umgestaltet wurde. Die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg ließ einen Gedenkstein mit folgender Inschrift aufstellen: Dem Gedenken/von 53 jüdischen Frauen/aus Ungarn/Sie wurden aus ihrer Heimat/verschleppt und starben auf/dem Transport von einem/Konzentrationslager in das/andere im April 1945/Errichtet/von der Jüdischen Landesgemeinde Mecklenburg/1951.

Dieses Denkmal wird als Symbol für alle Opfer verstanden, denn in den drei Tagen starben allein in Sülstorf fast dreihundert Häftlinge, auch anderer Nationen und Konfessionen.

Die Gedenkstätte ist frei zugänglich.