Internationale Begegnung der Generationen 2011
Der Verein Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust e. V. und der Förderverein der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin e. V. hatten vom 1. bis 3. Mai zur Internationalen Begegnung der Generationen nach Wöbbelin und Ludwigslust eingeladen. 66 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Wöbbelin und dem Ende der Todesmärsche in der Region waren Überlebende aus den USA, Belgien, Polen und Deutschland sowie viele Angehörige aus den Niederlanden, Belgien und der Ukraine gekommen. Es waren ereignisreiche Tage mit vielen Begegnungen, vor allen Dingen auch mit Schülern aus der Stadt und dem Landkreis Ludwigslust. Die Schüler der Regionalen Schulen Picher und Malliß haben sich im Vorfeld auch mit der Thematik Zwangsarbeit befasst und sind im Wahlpflichtkurs Geschichte auf Spurensuche in ihren Dörfern gegangen und haben diese Ergebnisse in einer Ausstellung im Foyer des Landratsamtes präsentiert.
Die Gedenkveranstaltung in Wöbbelin

Gedenken in Wöbbelin
Am 1. Mai um 17 Uhr wurde am Bestattungsplatz am Museum in Wöbbelin der Opfer gedacht und der Befreiung der Region durch die Amerikaner. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Wöbbelin Frau Viola Tonn begrüßte die Anwesenden. Die Vorsitzende des Fördervereins der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin Dr. Carina Baganz erinnerte in ihrer Ansprache an die Befreiung des KZ durch Angehörige der 82. US-Luftlandedivision, die am 2. Mai 1945 Ludwigslust erreicht hatte. Sie erinnerte auch an Werner Tom Angress, der die Erinnerungsarbeit der Mahn- und Gedenkstätten über viele Jahre begleitet hat und leider im Juli 2011 gestorben ist. Noch im vergangenen Jahr hatte er an der Begegnung teilgenommen.
Im Rahmen des Gedenkens verlieh der Vorstand des Fördervereins der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin die Ehrenmitgliedschaft des Fördervereins an die Zeitzeugen Wanda Zatryb, Krystyna Sierota, Janina Iwanska, Salomon Birenbaum, Urszula Spinkiewicz und an die Mitglieder des Fördervereins Edeltraut und Olaf Schure für ihre jahrelange engagierte Arbeit. Nach dem gemeinsamen Gesang des „Moorsoldatenliedes“ legten Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse der Grundschule Wöbbelin Tulpen auf die Grabplatten.
Die Gedenkveranstaltung an der KZ-Gedenkstätte am 2. Mai

Redebeitrag Herr Erich Kary
Viele Menschen, auch aus dem Landkreis Ludwigslust und der weiteren Umgebung, aus dem In- und Ausland, haben am 2. Mai während der Gedenkveranstaltung an der KZ-Gedenkstätte am ehemaligen Lagergelände der Opfer gedacht und den Tag der Befreiung gewürdigt. Unter ihnen waren Landrat Rolf Christiansen und weitere Vertreter der Politik und Öffentlichkeit.
Besonders beeindruckend und emotional war die Rede des Überlebenden Erich Kary aus Ludwigslust, der seit vielen Jahren in den Mahn- und Gedenkstätten über sein Schicksal berichtet. Er sprach über die Bedeutung des 2. Mai 1945 für die Rettung der Menschen aus dem Konzentrationslager. Des weiteren würdigte er die Bildungs- und Erinnerungsarbeit der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin bzw. des Vereins Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust, der an der ehemaligen Stätte des Grauens den Gedenkplatz geschaffen hat, der den Opfern die Namen zurückgibt. Die spontanen Redebeiträge der Überlebenden des KZ Wöbbelin Victor Malbecq und Salomon Birenbaum unterstrichen die Bedeutung des Gedenkortes und der Gedenkstättenarbeit im Landkreis Ludwiglust für die Zukunft der Menschen.
Zeitzeugengespräche
Am Nachmittag und am nächsten Tag standen die Gespräche mit den Zeitzeugen im Mittelpunkt. Herr Janusz Kahl war an der Beruflichen Schule in Ludwiglust zu Gast und sprach dort vor zwei Klassen über sein Schicksal. Er gehört zu den ehemaligen Häftlingen, die am Aufbau des KZ Wöbbelin eingesetzt wurden. Schon am 23. März 1945 war er aus dem KZ Neuengamme nach Wöbbelin deportiert worden.
Am Goethe- Gymnasium Ludwigslust berichtete Salomon Birenbaum von seiner Deportation und von seinen Erfahrungen in verschiedenen Konzentrationslagern. Er berichtete auch von seinem Transport in das noch nicht fertig gestellte Lager bei Wöbbelin. Frau Claudia Lüdke hatte gemeinsam mit Schülern der 11. Klasse einen Projekttag zum Thema KZ-System für die 9. Klassen organisiert.
Mit den anderen polnischen Ehrengästen fand mit rund 30 Ludwigsluster Bürgern und den SchülerInnen der Regionalen Schule Malliß in der AWO-Begegnungsstätte in Ludwigslust eine Gesprächsrunde statt. Drei Überlebende der Konzentrationslager hatten sich bereit erklärt, über ihr Schicksale während des Nationalsozialismus zu berichten und sich den Fragen der Zuhörer zu stellen. Zu Gast war Wanda Zatryb, die zu den Teilnehmern des Todesmarsches des KZ Sachsenhausen, Außenkommando Kleinmachnow, gehörte und im KZ Wöbbelin befreit wurde. Janina Iwanska war im KZ Neustadt-Glewe inhaftiert, einem Außenlager des KZ Ravensbrück. Krystyna Sierota gehörte zu den KZ-Häftlingen, die sich im Evakuierungstransport von Helmstedt-Beendorf befanden. Der Zug wurde drei Tage auf dem Bahnhof in Sülstorf festgehalten. Während dieser Tage starben viele Häftlinge an Hunger und Erschöpfung.
Geschichte wird greifbarer, wenn Überlebende von den Geschehnissen zeugen und ihre Erinnerungen mitteilen, diese an die nachfolgenden Generationen weiter geben. Aus diesem Grund fanden auch am Vormittag des 3. Mai Zeitzeugengespräche statt. Sergej N. Rotko aus der Ukraine sprach am Schweriner Goethegymnasium in Schwerin vor einer 8. Klasse über seinen Vater Nikolaj N. Rotko. Er übernimmt dessen Vermächtnis und spricht auch darüber, wie das Schicksal von Nikolaj N. Rotko die Familie geprägt hat.
Herr Salomon Birenbaum war am Vormittag als Gast im Robert-Stock-Gymnasium Hagenow. Die SchülerInnen der beiden 9. Klassen präsentierten zuerst ihre Ergebnisse der Freiarbeitswoche zum Thema Nationalsozialismus sowie ihre Ergebnisse des Projektes Schulen und Gedenkstätten. Der Zeitzeuge Salomon Birenbaum stellte sich im Anschluss den Fragen der Schüler und berichtete über die Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht und seine Deportation in mehrer Lager.
Danksagung
Wir danken der Landeszentrale für politische Bildung M-V, dem Landkreis Ludwigslust, der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Stiftung der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin im Landkreis Ludwigslust und allen freiwilligen Helfern für die Unterstützung der Internationalen Begegnung der Generationen.