71. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslager Wöbbelin und des Endes der Todesmärsche

Gedenken und Internationale Begegnung der Generationen

Anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Wöbbelin werden viele Gäste aus dem In- und Ausland zur internationalen Begegnung der Generationen erwartet. Überlebende aus Polen, den USA und Deutschland sowie viele Angehörige von Opfern, vor allem aus Belgien, Frankreich und den Niederlanden haben ihr Kommen angekündigt.

Das Konzentrationslager Wöbbelin, das letzte Außenlagers des Hamburger KZ Neuengamme, befand sich ca. drei Kilometer von Wöbbelin entfernt an der B 106 in Richtung Ludwigslust. Es wurde im Frühjahr 1945 errichtet und existierte nur 10 Wochen. Vollständig fertig gestellt wurde das Lager nie. Die Baracken, in denen die Häftlinge lebten, hatten weder Türen oder Fenster noch Heizungen. Ende April wurde Wöbbelin zum Auffanglager für ca. 5000 männliche Häftlinge aus über 20 Nationen. Mehr als 1000 von ihnen starben aufgrund der katastrophalen hygienischen Bedingungen und der mangelhaften Versorgung. Am 2. Mai 1945 erreichten die Amerikaner Ludwigslust und die Wachmannschaften flohen. An das Ende des Martyriums und die Befreiung konnte kaum einer der KZ-Häftlinge glauben…
Der Gedenkplatz am ehemaligen Lagergelände des KZ-Außenlagers Wöbbelin erinnert seit 2005 an die Opfer aus vielen Nationen.

Die Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin sind ein Ort mit einer europäischen Dimension und ein Ort der historisch-politischen Bildung. 71 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und anlässlich der Befreiung der Region laden der Verein Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust- Parchim e. V. und der Förderverein der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin e. V. vom 1. bis zum 3. Mai 2016 zur Internationalen Begegnung der Generationen ein.

An die Geschichte des Ortes und an das Leiden der Opfer wird in den Gedenkveranstaltungen am 1. Mai um 17 Uhr am Museum in Wöbbelin und um 11:30 Uhr an der KZ-Gedenkstätte ehemaliges Lagergelände an der B106 erinnert. Am Nachmittag des 2. Mai gestalten Jugendliche des Tanztheaters „Lysistrate“ des Schweriner Goethe-Gymnasiums das Stück „TrotzTdem“ zum Thema Widerstand, zu dem in die Stadthalle Ludwigslust eingeladen wird. Um 17 Uhr wird auf dem Stadtfriedhof in Ludwigslust die neue Klinkeranlage mit 149 Namenssteinen und 32 namenlosen Steinen für die Opfer eingeweiht, die noch nach der Befreiung an den Folgen der KZ-Haft in Lazaretten und im Krankenhaus in Ludwigslust verstorben sind. Anschließend findet in der Stadtkirche ein Ökumenischer Gottesdienst statt.

Am Vormittag des 3. Mai finden Gesprächsrunden mit Überlebenden in verschiedenen Schulen in Ludwigslust, Hagenow, Parchim und Rastow statt. An allen Tagen präsentieren Schüler/innen des Landkreises Forschungsarbeiten und Ergebnisse des Projektes Schulen und Gedenkstätten in den vielfältigsten Formen, u. a. in Sonderausstellungen.

Am 10. Mai 2016 wird um 17 Uhr im Lichthof des Rathauses in Ludwigslust die Sonderausstellung „Ludwigslust 1945 und 2011/2012“ eröffnet, die bis zum 17. Juni 2016 besichtigt werden kann.

Programmentwurf 2016

Einweihung der Gedenkstätte Schwurhand nach Neugestaltung

Lazarett in der Kavalleriekaserne Ludwigslust; Quelle: USHMM Washington

Lazarett in der Kavalleriekaserne Ludwigslust; Quelle: USHMM Washington

Anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Wöbbelin werden viele Gäste zur internationalen Begegnung der Generationen erwartet. Überlebende aus Polen, den USA und Deutschland sowie viele Angehörige von Opfern, vor allem aus Belgien, Frankreich, Schweden und den Niederlanden haben ihr Kommen angekündigt.

71 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft laden der Verein Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust- Parchim e. V. und der Förderverein der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin e. V. vom 1. bis zum 3. Mai 2016 zur Internationalen Begegnung der Generationen ein.
An die Geschichte des Ortes und an das Leiden der Opfer wird in den Gedenkveranstaltungen am 1. Mai und 2. Mai erinnert und auf dem Ludwigsluster Friedhof eine neu gestaltete Denkmalsanlage eingeweiht.

Einweihung der Denkmalanlage am 2. Mai um 17 Uhr auf dem Ludwigsluster Stadtfriedhof

Skizze zur Neugestaltung der Gedenkstätte "Schwurhand" von Dörte Michaelis, freie Künstlerin, Vogelsang

Skizze zur Neugestaltung der Gedenkstätte „Schwurhand“ von Dörte Michaelis, freie Künstlerin, Vogelsang

Bereits 2014 hatten die Mitglieder des Vereins Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim e. V. einstimmig beschlossen, anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des KZ Wöbbelin die Gedenkorte und Ehrenfriedhöfe neu zu gestalten. Es wurde der Beschluss gefasst, sich an der Gestaltung des Gedenkplatzes ehemaliges Lagergelände des KZ Wöbbelin zu orientieren und die Künstlerin Dörte Michaelis beauftragt, an allen Gedenkorten als verbindendes Element Podeste aus Klinkern und an den Orten, wo die Namen der Opfer aufgrund der aktuellen Forschung bekannt sind, Denkmalanlagen mit Namenssteinen zu schaffen.

Um 17 Uhr wird auf dem Stadtfriedhof die neue gestaltete Anlage (siehe Skizze) eingeweiht. Nach Recherchen in zeitnahen Quellen werden 149 Namenssteine und 32 namenlose Steine für die Opfer eingeweiht, die noch nach der Befreiung an den Folgen der KZ-Haft in Lazaretten und im Krankenhaus in Ludwigslust gestorben sind. Bereits 1965 hatte der Ludwigsluster Künstler Herbert Bartholomäus das Denkmal die „Schwurhand“ zum Gedenken geschaffen. Für die italienischen Häftlinge stellte die Republik Italien einen schwarzen Granitstein auf. Bisher war an diesem keine individuelle Erinnerung möglich.

Hintergrund: Beerdigung von Opfern des KZ Wöbbelin

Pieter Brouwer, Quelle: Privatbesitz J. Bakker

Pieter Brouwer, Quelle: Privatbesitz J. Bakker

Auf dem Friedhof Ludwigslust wurden 1945 zwischen dem 4. Mai und dem 30. Juni 181 Menschen aus vielen Nationen beerdigt, die nach der Befreiung des KZ Wöbbelin an den Folgen der KZ- Haft gestorben sind. Die amerikanischen Militärbehörden hatten in Ludwigslust die Einrichtung von Lazaretten (im Bereich der Garnison, in Schulen und auch im heutigen Hotel Landhaus Knötel) angeordnet sowie die Unterbringung im Krankenhaus der Stadt. Auf dem Friedhof wurden die meisten Toten in Massengräbern beerdigt, vier Opfer wurden später exhumiert und in die Niederlande bzw. in die Tschechische Republik überführt. Von der Friedhofsverwaltung Ludwigslust wurden die Toten in einem Begräbnisbuch eingetragen, allerdings wurden viele ausländische Namen falsch geschrieben. Diese wurden in den letzten Monaten 2016 durch die Gedenkstättenleiterin mit Unterlagen von den Familien bzw. weiteren Listen aus dem Jahr 1945, die von Häftlingen geführt worden waren, abgeglichen. Insgesamt 149 Namen von Opfern konnten dadurch recherchiert werden.

Ein Namensstein erinnert an den 25jährigen Pieter Brouwer aus Urk, Niederlande. Auf den Filmaufnahmen der Amerikaner vom Lagergelände des KZ Wöbbelin vom 5. Mai 1945 ist er noch zu sehen.

Familie Brouwer-Bakker 1990 an der Gedenkstätte auf dem Friedhof Ludwigslust, Quelle: Privatbesitz J. Bakker

Familie Brouwer-Bakker 1990 an der Gedenkstätte auf dem Friedhof Ludwigslust, Quelle: Privatbesitz J. Bakker

Die Familie von Pieter Brouwer besuchte 1990 das erste Mal die Grabstätte in Ludwigslust und bedauerte damals sehr, dass keine Grabplatten mit Namen vorhanden sind. Seit 2005 erinnert ein Namenstein an Pieter Brouwer auf der Denkmalanlage am ehemaligen Lagergelände an ihn, seit 2014 kann man in der neuen Dauerausstellung seine Biografie nachlesen.

Am 2. Mai 2016 wird Janne Bakker aus den Niederlanden zur Erinnerung an ihren Angehörigen Pieter Brouwer um 11:30 Uhr am Gedenkplatz am ehemaligen Lagergelände sprechen, um 17 Uhr kann sie an der Begräbnisstätte den Namen lesen und wie die anderen Angehörigen sich an ihn erinnern.

Zum stillen Gedenken an diesem Ort laden der Verein Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim e. V. und der Förderverein der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin mit der Kirchgemeinde Ludwigslust ein. Anschließend findet in der Stadtkirche ein Ökumenischer Gottesdienst statt.

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